DDS vor Ort bei Michael Krüger, Spezialist für historische Bauelemente

Wer die historischen Fenster und Türen der Berliner Altbauwohnungen nachbaut, braucht dafür 45 mm dicke Kiefernbohlen, fundierte handwerkliche Kenntnisse und effiziente Maschinen. Michael Krüger handelte zunächst mit historischen Bauelementen, jetzt baut er sie selbst.

 

Michael Krügers Werkstatt liegt in Berlin-Reinickendorf in einem alten Hinterhofbacksteinbau, seine Ausstellung in Charlottenburg. Vor der Tür steht ein Stapel märkischer Kiefernbohlen, unbesäumt, 3,5 m lang, 45 mm dick und auf 12 Prozent heruntergetrocknet. »Das ist unser wichtigster Rohstoff«, sagt Michael Krüger. »Ich kaufe eine lackierbare Qualität mit wenigen sowie nur kleinen, aber fest verwachsenen Ästen. Daraus bauen wir überwiegend weiß lackierte Bauelemente nach historischem Vorbild: Zimmertüren, Fenster oder Einbauschränke.« Dank des hier verwurzelten Kastenfensters geht das ohne Isolierglas und damit auch ohne dickeres, kaum noch konventionell trockenbares Holz. Für den mittelfristigen Bedarf lagern auch in der Werkstatt immer einige Bohlen, und zwar so lange bis sie die geforderten 6 Prozent erreicht haben. Für Bretter trennt die Tischlerei die Bohlen auf der Blockbandsäge auf.

Vom Händler zum Hersteller

1997 gründete Michael Krüger in Berlin ein Unternehmen, das Handel mit historischen Bauelementen betrieb. Er kaufte die Bauelemente, baute sie gegebenenfalls vorsichtig aus, renovierte sie und passte sie an die Gegebenheiten ihres neuen Bestimmungsortes an. Das Geschäft lief gut, war aber mit vielen Reklamationen verbunden.

Tatsächlich historische Türen und Fenster sehen zwar gut aus, erweisen sich jedoch im alltäglichen Gebrauch als schwierig. Oft lassen sich die Gebrauchsspuren von mehr als 200 Jahren kaum kaschieren. Außerdem schließen sie nicht so leicht und dicht wie heute üblich. Manchmal haken auch die Schlösser, die sich nicht ohne erheblichen Eingriff gegen neue austauschen lassen. Aus diesem Grund entschloss sich Michael Krüger, die Bauelemente nach historischem Vorbild in der traditionellen Machart selbst herzustellen. 2016 legte er dazu seine Meisterprüfung ab, richtete eine Tischlerei ein und stellte Tischler ein.

Heute beschäftigt er in seiner 300 m² großen Werkstatt einen Meister, vier Gesellen, drei Auszubildende sowie 1,5 Bürokräfte. Das Gros der Aufträge akquiriert der Tischlermeister über seine Homepage. Neben den historischen Bauelementen befasst sich die Tischlerei auch mit dem Möbel- und Innenausbau.

Die Werkstatt richtete Michael Krüger mit neuen Maschinen von Format4 und Felder ein. In der alten Werkstatt hatte er mit kleineren Maschinen des Herstellers gute Erfahrungen gemacht. In der Werkstatt stehen die Standardmaschinen, eine Breitbandschleifmaschine sowie die Durchlauf-CNC »Creator 950« von Format4. Außerdem weiß Michael Krüger zwei gebrauchte Maschinen zu schätzen: einen Zapfenschläger für die Fenster und eine Doppelgehrungssäge. Für das historische Türenprogramm sind in der CNC parametrische Programme hinterlegt, sodass die Produktion ohne großen AV-Aufwand läuft.

Handwerklich, aber effizient

Michael Krüger sagt: »Unsere Nachbauten entstehen wie vor über 200 Jahren die Originale, handwerklich. Erleichterungen und Effizienz bringen uns jedoch moderne, intuitiv zu bedienende Maschinen, die Durchlauf-CNC und die Breitbanschleifmaschine.


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